Eine sehr edel und gemütlich eingerichtete Wohnung in einer Gegend nicht direkt im Spanischen Viertel, aber gleich daneben, wo das Leben »normaler« ist, gleichwohl nicht minder urban und von buntem Treiben durchwirkt. Direkt vor dem Haus befindet sich der Largo di Tarsia, ein abgeschotteter, weit angelegter Platz, der als Oase der Ruhe – und ruhender Autos – inmitten des Lebens eine verwunschene Örtlichkeit entstehen läßt. Von dort durchschreitet man durch eine kleine eingeschnittene Tür ein mächtiges Portal, gelangt in einen großzügigen Innenhof, über breite Treppenaufgänge und Loggien steigt man nach oben, bis ins oberste Stockwerk, wo es immer einfacher und enger wird, um schließlich nach vier Schlüsselumdrehungen von gepflegter Intimität und gemessener Moderne nicht ohne ein Flair des Vergangenen überrascht und empfangen zu werden. Ein entrücktes Schlupfloch für Verliebte. Schön sind auch die verschiedenen Winkel und Ebenen der Wohnung. Dadurch wirkt sie von ihrer Struktur her größer und reicher, als es die nackte Quadratmeterzahl nahelegt. Es gibt nicht besonders viele Fenster, aber das Erlebnis lehrt, daß die sympathische Wohnung offener, luftiger und heller ist, als es von ihrer Onlinepräsentation her erscheinen mag. Eine Technik auf neuem Stand kombiniert sich mit reizvoll gealterten oder aus einer älteren Zeit herübergeretteten Elementen. Fast vergißt man Neapel da oben und ist doch mitten drin. Jü. und M.